In der Krise kreativ

In der Hersfelder Zeitung vom 18.04.2020 gibt es einen Artikel über meine Lebens- und Arbeitssituation. Wobei die beschriebene Situation stellvertretend für zigtausend andere Betroffene in der Kunst und Kulturbranche steht. Von Seiten der Politik kommt - trotz sich überschlagender Beteuerungen, wie sehr man doch an die Künstler denke und an diese doch zuerst -  immer noch erscheckend wenig Hilfe für die Kulturschaffenden. Die Soforthilfeprogramme sind in jedem Bundesland etwas anders geregelt, in Hessen z.B. sind sie nur für Engpässe bei betrieblichen Kosten gedacht. Für den Rest ist die Grundsicherung, sprich Hartz-IV da. Im Allgemeinen haben freiberufliche Künstler aber kaum hohe Büromieten, da sich meist alles im privaten Zuhause abspielt, die CDs lagern im Keller und eine Leasingfahrzeug-Flotte haben wir auch nicht. Ok, in meinem Fall wären 218 Euro Rate für das betrieblich genutzte Auto und Heizkosten anteilig für Büro und Probenraum zu veranschlagen. Viele Fragen werden nicht beantwortet: Darf ich Steuerberatungskosten und Werbekosten in Anschlag bringen, auch wenn sie jetzt nicht grade in diese Monate fallen? Muss mein Konto - als Freiberufler ohne strikte Trennung zwischen Privat- und Betriebsvermögen - leer sein, um Hilfen zu beantragen? Wie ist "Engpass" in meinem Fall definiert? Habe ich überhaupt ein "Betriebsvermögen", oder müsste es dann nicht auch so sein, dass ich mir auch Gehalt zahle, wie Geschäftsführer einer GmbH dies tun? Letztere können dieses zu betrieblichen Kosten zählen, wir Künstler können private Lebenshaltungskosten allerdings nicht anführen. Auch Steuerberater wissen auf all diese Fragen oft keine Antworten und bleiben vage in ihren Ratschlägen.

 

Bleibt nur abwarten und hoffen, dass der ganze Schlamassel sobald wie möglich ein Ende hat. Musik hilft die trüben Gedanken zu vertreiben. Dr. Jazz gegen den Corona-Blues. Deswegen spiele ich jetzt im Internet und bringe die Musik zu den Menschen nach Hause. Natürlich auch, um durch eventuelle Spenden meine ausgefallenen Gagen irgendwie zu kompensieren. Ob es zum Überleben reicht, bis es mit richtigen Livekonzerten wieder losgeht, wird man sehen. Doch ich bin nicht alleine: Die ganze Musik- und Kulturbranche bangt und kämpft. Ich wünsche uns allen viel Kraft und Zuversicht und vor allem: bleibt gesund!

 

JAN'S PIANO SESSION, jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag von 20:30 - 21:45 Uhr live unter www.twitch.tv/luleymusic sowie parallel bei Facebook, Youtube und Twitter. Ich freue mich über jede kleine Spende an Tipeeestream!